Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Diese vielzitierte Floskel sollte sich einmal mehr am vergangenen Samstagabend beim Auswärtsspiel gegen den TVV Neu-Wulmstorf bewahrheiten. Denn wie die "Celler Bären" beim Stand von 7:12 (17.) aus Gastgebersicht den frühzeitigen Ausfall von Topscorer Moritz Kaplick, der sich eine Schulterverletzung zuzog, wegsteckten, zu einer Einheit zusammenschmolzen und den Fünf-Tore-Vorsprung mit Herzblut bis zum 28:33-Endergebnis verteidigten, war einfach nur fantastisch - damit hatte keiner gerechnet. Aber der Reihe nach.
Nach der Heimpleite gegen Winsen vor Wochenfrist lag das Augenmerk in den letzten Trainingseinheiten auf der Defensive. Dass die harte Arbeit Früchte tragen sollte, wurde gleich zu Beginn der Partie deutlich: Aggressiv und bissig gingen die Celler zu Werke, zwangen so den Gegner zu Fehlern und münzten die eroberten Bälle in Zählbares um (3:6). Vor allem Julian Premper, der insgesamt sechs Treffer erzielte und sich nachträglich zu seinem 20. Geburtstag mit Saison-Bestleistung ein tolles Geschenk machte, versenkte mehrfach das Leder im Gegenstoß. Beim 7:8 waren die Gastgeber wieder dran, aber der HBV gab mit einem 4:0-Lauf die passende Antwort und enteilte auf 7:12. Dann folgte die eingangs erwähnte Schrecksekunde: Bei einem Wurfversuch aus der zweiten Reihe wurde Rückraumlinks Moritz Kaplick rüde in der Luft gestoßen, ging zu Boden und konnte im Anschluss nicht mehr ins Geschehen eingreifen; Youngster Luis Meyer musste jetzt ran. Wer nun aber dachte, die Partie würde kippen, wurde in der Folge belehrt: "Jetzt erst recht", schworen sich "die Bären" ein und verteidigten den Vorsprung mit Tatzen und Füßen sowie Toren von Luis Meyer und einem gut aufgelegten Viktor Donner bis zum Pausentee (13:18).
Auch im zweiten Durchgang erwischten die Gäste einen Superstart und lagen beim 14:20 mit sechs Treffern in Front; gegen das variantenreiche Angriffsspiel, dirigiert von Benjamin Kaplick, war einfach kein Kraut gewachsen. Und nicht nur in der Offensive lief es prächig, denn auch der HBV-Deckungsverbund machte seinem Namen weiterhin alle Ehre und ließ den Gegner nicht zur Entfaltung kommen: Immer wieder wurde der frühzeitige Kontakt gesucht und die Nahtstelle geschlossen. Als dann in der 53. Minute ein 20:28 auf der Anzeigetafel leuchtete, nahm Trainer Lutz Günther die Auszeit, um seine Mannen auf den "unaufgeregten" Schlussakkord einzustimmen. Die Marschroute setzten die Celler in den restlichen Minuten dann "konsequent" um und spielten ihren Stiefel bis zum Abpiff runter, der Rest Ergebniskosmetik. Nach der Schlusssirene war es dann Co-Trainer Hans-Joachim Dose, der zunächst "seine Bombe" (Insider) vergessen hatte, vorbehalten, den Freudentanz über den ersten Auswärtssieg seit über einem Jahr "einzuleiten".
Was man erreichen kann, wenn man an seine Grenzen geht und an das schier Unmögliche glaubt, haben "die Bären" in diesem Spiel bewiesen. Genau diesen Teamgeist gilt es auch im nächsten Spiel auf die Platte zu bringen, um nach dem Ausfall von Arne Sevenich (Fingerbruch) nun auch das Fehlen von Leistungsträger Moritz Kaplick, der sich nach erster Diagnose nicht schwerwiegend verletzt hat, aber vorerst pausieren muss, abermals zu kompensieren.
Bedanken möchte sich das Bären-Rudel an dieser Stelle bei seinen "Ultras": Kadda, Carina, Steddie, Antonia, Sophie und Jens haben weder Kosten noch Mühen gescheut, sind mit "nach Hamburg" gereist und haben die Celler stimmgewaltig (!) angefeuert - danke, bärenstark!
Für den HBV spielten: Sergej Lutz, Robert Schucht - Viktor Donner (7), Moritz Kaplick (4/1), Julian Premper (6), Benjamin Kaplick (5/3), Christian Sievert (3), Luis Meyer (6), Nils Pape, Christoph Möller (1), Pascal Bolay (1). (lg)